Es ist herbstlich frisch geworden in den letzten Tagen und vielleicht spürst du wie die jahreszeitlichen Veränderungen im Aussen auf dein inneres Gleichgewicht einwirken. Je nach Konstitution, Körpertyp und Gesundheitszustand reagiert jeder Mensch unterschiedlich stark.
Aus ayurvedischer Sicht dominiert zu Beginn der Herbstzeit, wenn uns die Sonne noch stärkt und die sommerliche Wärme noch vorhanden ist, das Pitta-Dosha. Feurige Pitta-Typen die den Sommer über zu viel Hitze aufgestaut haben sind zu dieser Zeit anfälliger für Hautreizungen oder Übersäuerung. Fallen aber langsam die Temperaturen und stürmische Herbstwinde ziehen auf, dann breiten sich mehr und mehr die Vata-Qualität aus und wirkt auf unseren Organismus. Vata hat die Eigenschaften kalt, rau, trocken und beweglich – und das trifft auf das kühlere und oftmals windige Herbstwetter zu. Wird nun diese Bioenergie angehoben, kommt es leicht zu einer Vata-Dominanz. Mögliche Folgen sind u.a. Unruhe und Nervosität, Immunschwäche, Blähungen, Verstopfung oder trockene Haut.
Ayurveda-Tipps für die Herbstzeit:
Mit den folgenden Empfehlungen erleichterst du deinem Körper die Umstellung auf die kühlere Saison. Vielleicht spricht dich ja der eine oder andere Tipp spontan an oder du praktizierst bereits einiges automatisch.
Ernährung:
Um ein Gleichgewicht zu den kühlen, rauen und trockenen Eigenschaften des späten Herbstes (Okt.-Nov.) zu schaffen, sind aus der Sicht des Ayurveda Gerichte mit süssem, salzigem und saurem Geschmack empfehlenswert. Durch den wärmenden, befeuchtenden und leicht schweren Charakter sorgen diese drei Geschmacksrichtungen für eine ausgewogene Balance.
Ist es nicht wunderbar dass die typischen Herbstfrüchte wie Äpfel, Birnen, Trauben und auch der Kürbis allesamt Pitta und Vata verringern? Auch viele vitaminreiche Beeren und Früchte des Spätsommers und Herbstes sind eher säuerlich und haben einen immunstärkende Wirkung (Hagebutte, Berberitze, Sanddorn, Holunder…). Mit den sinkenden Aussentemperaturen verlangt unser Körper automatisch nach mehr gesunden Kohlenhydraten wie Reis, Kartoffeln oder Süsskartoffeln. Gerste, Mais und Reis helfen Wärme zu speichern und sind deshalb sehr empfehlenswerte Getreidesorten für die Herbstzeit. Aber auch Nüsse, Mandeln und eingeweichte Trockenfrüchte geben dem Körper Kraft und Ausdauer. Passende Gewürze sind u.a. Kurkuma, Fenchel, Anis, gekochter Knoblauch, Muskatblüte, Ingwer, Kreuzkümmel und Lorbeerblätter.
Bitte gekocht und nicht roh
Bevorzuge nun gekochte Nahrung weil sie leichter verdaulich ist und den Körper bei der Umstellung auf die kühlere Jahreszeit weniger belastet. Nimm Rohkost und Salat nur in kleinen Mengen und nur zur Mittagszeit zu dir, meide eher trockene Speisen. Alle Herbstfrüchte können auch gekocht, als leckeres Kompott oder Fruchtmus serviert werden.
Bitte warm und nicht kalt
Bei den sinkenden Aussentemperaturen müssen wir unser inneres Verdauungsfeuer besonders pflegen. Meide deshalb kühle Nahrung und Getränke und verwöhne dich mit wärmenden Speisen, feinen Tee’s oder einem wohltuenden Bad. Alle warmen, nahrhaften Speisen wie z.B. Suppen, Eintöpfe und Nudelgerichte sind jetzt zu empfehlen und zum Frühstück gibt’s jetzt wieder warmen Getreidebrei in sämtlichen Variationen.
Milchprodukte reduzieren
Unsere Körperprozesse und der Stoffwechsel sind im Spätsommer eher träge und wir sollten darauf achten dass die Transportkanäle in unserem Körper frei bleiben. Milchprodukte, vor allem Joghurt, wirken eher „blockierend“ auf das Gewebe, deshalb sollten im Herbst Milchprodukte eher gemieden werden.
Entgiften und entsäuern
Vor allem für Pitta-Menschen ist der Spätsommer die ideale Zeit für eine kleine Entgiftung um den hitzigen und überschüssigen Pitta-Gehalt des Sommers abzubauen. Man kann z.B. ein paar Entschlackungstage mit Kitchari oder Mungbohnensuppe einlegen oder man streicht bewusst alle säuernden Lebens- und Genussmittel wie Kaffee, Fleisch und Alkohol für eine gewisse Zeit. Aber auch ein morgendlicher Detox-Drink aus warmem Wasser mit einem Schuss Zitrone und Honig wirkt basisch und hilft gegen eine spätsommerliche Übersäuerung.
Ghee – für einen gesunden Geist und Körper
Wegen seiner gesundheitsfördernden Eigenschaften solltest du vor allem im Herbst zum Kochen immer etwas Ghee benutzen. Ghee wirkt basisch und ganzheitlich regenerierend auf den Körper und Geist. Es wirkt ausgleichend auf alle fünf Elemente und schafft so die Grundvoraussetzung für einen ausgeglichenen Gesundheitszustand. Pitta wird gekühlt, Vata beruhight und durch Ghee vermehrt sich die Kapha-Qualität.
Trinke regelmässig warmes Wasser
Nach den vielen Sonnentagen des langen Sommers ist unser gesamtes Körpersystem dehydriert. Vielleicht fühlst du die Trockenheit auf deiner Haut oder an den Haaren? Trinke deshalb regelmässig über den Tag verteilt ausreichend abgekochtes Wasser und verwöhne dich mit äusserlichen Ölbehandlungen.
Wohltuende Körperpflege
Eine ayurvedische Massage mit pflegenden Ölen hilft gegen typische Vata-Beschwerden wie Gelenkschmerzen, Rückenschmerzen, Trockenheit oder Schlafstörungen.
Du kannst auch am Morgen eine kleine Selbstmassage durchführen und dich vor dem Duschen mit warmem Öl einreiben. Das Öl soll für einige Minuten einwirken, danach wird das überschüssige Öl unter einer nicht zu heissen Dusche abgespült, anschliessend nur vorsichtig trocken tupfen. Du wirst den ganzen Tag von einer hauchdünnen Ölschicht wunderbar geschützt sein.
Gegen trockene Nasenschleimhäute helfen ein paar Tropfen Ghee oder Sesamöl in den Naseneingang einmassiert und die Gesichtshaut wird durch die Pflege mit Rosenwasser wieder frisch und strahlend.
Tagesroutine
Obwohl deinem Geist vielleicht eine wiederkehrende Routine widerstrebt liebt dein Körper Regelmässigkeiten auf die er sich verlassen kann, wie z.B. geregelte Schlafens– und Essenzeiten oder auch feste Zeiten für Aktivitäten und Ruhepausen. Für einen optimalen Ausgleich der Bioenergien von Vata, Pitta und Kapha ist es von Vorteil um tägliche Rituale und eine wiederkehrende Gesundheitspflege (z.B. Morgenritual) in deinen Tagesablauf zu integrieren. Vor allem wenn uns der Herbstwind heftig um die Ohren bläst sorgt ein strukturierter Tagesablauf für wertvolle Ankerpunkte.
Die goldene Mitte
Auch wenn der Körper vermehrt nach Ruhe und Ausgeglichenheit verlangt darf regelmäßige Bewegung im Herbst nicht fehlen. An sonnigen Tagen zeigt sich die Herbstzeit im schönsten Licht und lädt zu Wanderungen oder Ausflügen in die Natur ein. Bei windigem und regnerischem Wetter machen jedoch ausgiebige Spaziergänge nicht wirklich Spass. Stattdessen bieten sich Yogaübungen in gemütlicher Atmosphäre an, sie kräftigen unsere Muskeln und verstärken die Durchblutung. Durch gezielte Atemübungen kommt der Geist zur Ruhe und der gesamte Organismus wird beruhigt.
Kreative Pläne schmieden
Mit seiner bewegten Energie sorgt das herbstliche Vata für Inspiration und Dynamik. Deshalb ist der Herbst eine gute Zeit um anstehende Projekte mit kreativer Kraft anzugehen und die Weichen für zukünftige Pläne zu stellen. Während Anfang Herbst noch die Sonnenkraft des Sommers in uns strahlt und uns eine gehörige Portion Tatenkraft und Energie schenk, sinkt gegen Ende der Jahreszeit unser Energielevel und wir bereiten uns auf die dunklen, nach innen gerichteten Monate vor. Ab November, wenn auch die Natur sich in den Ruhezustand begibt verspürt man mehr und mehr das Bedürfnis nach Zurückgezogenheit und Entspannung. Die Tatenkraft lässt nach und auch unser Geist geht in eine Rückschau. Nutze die kreative Kraft des Herbstes und stelle jetzt die Weichen für deine Vorhaben und Pläne im kommenden Jahr.
Zum Abschluss möchte ich noch hinzufügen dass jeder Mensch unterschiedlich stark auf den Jahreszeitenwechsel reagiert denn die individuelle Konstitution und der Gesamtzustand spielen eine wesentliche Rolle.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine wunderschöne Herbstzeit! Geniesst die Farbenpracht der Natur und geht achtsam mit eurem Körper um – aber vor allem bleibt gesund!
Herzlichst, Daniela