Letzten Sonntag waren wir auf den Dächern von Zürich und durften in die faszinierende Welt der Stadtbienen und des Honigs eintauchen. Ich bin mit meiner Familie nämlich stolzer Pate einer Drohne bei den Imkern „Wabe 3“. Diese junge und innovative Imkerei hat insgesamt 90 Bienenvölker im Zürcher Stadtgebiet stationiert. Auf einem Flachdach im Stadtteil Seefeld erfuhren wir sehr viel Interessantes und Neues über Bienen und den geliebten Honig. Bienen sind z.B. die klügsten Baumeister der Welt, sie navigieren zielgenau nach einer inneren Landkarte und können hunderte von Düften unterscheiden. Ein Drittel unserer Lebensmittel ist auf Bestäubungsinsekten angewiesen.
Faszination Stadtbiene
Ich hätte mir nie gedacht dass Stadtbienen mehr Honig produzieren als ihre Kollegen auf dem Lande. Da die Blütenvielfalt in den Städten höher ist und auch die Durchschnittstemperatur in der Stadt höher ist, wirkt sich das deutlich auf den Arbeitseinsatz der Bienen aus. Die fleissigen Insekten verlassen nämlich erst ab einer Temperatur von 10 Grad ihr „Haus“ und deshalb ist die aktive Sammelzeit in der Stadt einfach länger. Ein weiterer Vorteil urbaner Gebiete ist, dass hier die Blüten mit keinen Pestiziden behandelt werden. Die in der Landwirtschaft verwendeten Plfanzenschutzmittel schädigen nämlich das Nervensystem und den Orientierungssinn der Bienen.
Ehrlich gesagt fühlte ich mich im ersten Moment vom „Stadthonig“ nicht sehr angesprochen, da ich eine Verunreinigung der Verkehrsabgase vermutete. Sehr interessant war es dann zu hören dass die intelligenten Bienen diese städtischen Autoabgase mit einem körpereigenen Filter neutralisieren können.
Das Bienenvolk
Ein Bienenvolk muss man sich wie einen in sich geschlossenen Organismus vorstellen. Ähnlich wie unsere Körperzellen, könnte auch eine Biene alleine nicht überleben, es bedarf dieser faszinierenden natürlichen Intelligenz die aus allen Einzelteilen ein wundersames Ganzes formt.
Ein Bienenvolk besteht in der Regel aus 30.000-50.000 Arbeiterinnen, die je nach Alter unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen haben. Als frisch geschlüpfte „Putzbiene“ reinigt sie zuerst ihre Wabenzelle, später füttert sie als Amme die Larven und danach wird sie Lagerarbeiterin, dann „Baubiene“. Als „Wächterbiene“ unternimmt sie nebenbei die ihre Orientierungsflüge und während ihres 3-wöchigen „Innendiestes“ entwickelt sich auch die Giftblase. Erst zum Schluss darf sie als „Sammlerin“ den Bienenstock regelmässig verlassen.
Die Lebensdauer einer Biene beträgt im Sommer durchschnittlich nur 6 Wochen, dabei verbringt sie die Häfte ihres Lebens „lernend“ und unterstützend im Bau, die zweite Hälfte ihres Lebens sammelte sie Blütenstaub, Nektar und Pollen. Im Winter leben die Bienen deutlich länger, weil sie während der kalten Jahreszeit ihren Bau nur sehr selten verlassen leben sie dann bis zu 6 Monaten.
Jedes Bienenvolk hat eine Königin, die sich im Aussehen stark von den anderen Bienen unterscheidet. Nach längerem Suchen fanden wir im unteren Teil des Bienenstocks die Königin und konnten feststellen, dass ihr Hinterteil eine deutlich länglichere Form hat, ihre Beine viel stärker ausgebildet sind und ihre Flügel im Vergleich recht klein wirken. Die Königin fliegt ja auch nur ca. 2 Mal in ihrem Leben. An ihrem Hochzeitsflug wird sie von bis zu 20 Drohnen begattet und dieses Sperma reicht für 3 bis 5 Jahre! Könnt ihr euch das vorstellen. Dabei legt sie täglich bis zu 2000 Eier. Es ist die Königin die bei jedem Ei entscheidet ob sie es befruchtet oder auch nicht. Aus unbefruchteten Eiern entstehen die männlichen Drohnen die für die Fortpflanzung zuständig sind. Die armen Kerle sterben jedoch bei der Begattung und wenn sie das Glück haben und im Herbst noch am Leben sind, dann werden sie grösstenteils von den Arbeiterinnen getötet, denn über die Winterzeit würden sie zu viel Energie benötigen. Irgendwie erinnert mich das an eine ayurvedische Herbst-Entschlackung bei der wir uns vom überschüssigen Pitta (der feurigen, männlichen Energie) verabschieden.
Über das Gemüt der Bienen
Bienen sind sehr friedvolle Tiere und nicht jede Biene kann einen Menschen stechen. Die männlichen Drohnen haben z.B. gar keinen Stachel und der winzige Stachel von kleinen Bienen ist nicht in der Lage unsere Hautschichten zu durchdringen. Bienen stechen und verlieren ihr Leben nur in Notsituationen um ihre Königin und den Bienenstaat zu retten und so den Fortpflanzungserfolg ihres Volkes sicherzustellen.
Das konnten wir auch während unseres Bienen-Besuchs erleben. Obwohl ich mich in meiner Schutzkleidung sehr wohl fühlte und diese sicher nicht missen wollte, fand ich es doch faszinierend wie friedvoll und emsig diese Tierchen bei der Arbeit waren. Um die Bienen abzulenken hat die Imkerin etwas Rauch verteilt, im grossen und ganzen haben sich die Tiere aber nicht für ihre „Göttis“ interessiert. Man kann also sehr gut neben Bienenstöcken leben. Stadtbienen haben einen Flugradius von ca. 500m, am Land sind es zwischen 3 und 5 km.
Unsere erfahrene Imkerin die alle 7 Tage ihre 90 Bienenvölker kontrolliert erklärte uns dass die Bienen sehr intuitiv auf die persönliche Tagesverfassung des Imkers reagieren und dass man besser nicht gestresst und in Eile auf sie zugehen sollte. Die Tiere spüren die innere Haltung und reagieren dann wie ein Spiegel. Vielleicht wäre die Imkerei ja ein Ausgleich für Menschen die ihren Pitta-Überschuss bändigen möchten?
Vom Nektar zum Honig
Honig wird aus Nektar von Blüten oder zuckerhaltigen Ausscheidungsprodukten verschiedener Insekten, dem sogenannten Honigtau hergestellt. Die Bienen nehmen diese Säfte auf und transportieren sie in den Bienenstock. Beim Übertragen von einer Biene zu anderen gelangen Säuren, Enzyme und sonstige Eiweisse aus der Biene in den Nektar. Zu Beginn hat der Nektar einen Wasseranteil von ca. 80%, dieser wird durch das gegenseitige Abgeben von einer Biene zu anderen verringert. Schliesslich wird die Flüssigkeit in Waben eingelagert und wenn der Wassergehalt 20% erreicht hat werden die Waben mit einer Wachsschicht verschlossen. Wusstet ihr dass Bienen an ihrer Bauchseite ein Organ haben das Wachs produziert?
Der Waldhonig uns seine spezielle Wirkung im Ayurveda
Waldhonig ist die Bezeichnung für Honig aus Honigtau, also wenn die Herkunft nicht überwiegend von einer Pflanzenart stammt. Beim Waldhonig sammeln die Bienen vor allem ein Sekret von Blattläusen. Unsere Kinder fanden die Bezeichnung „Honig aus Blattlaus-Kacke“ sehr unterhaltsam.
Ein guter Imker, so lernten wir, ist jedoch stets daran bedacht dass der Anteil Waldhonig in einem Bienenstock im Herbst nicht zu hoch ist denn im Übermass verzehrt, verursacht er bei den Bienen Durchfall. Vor allem in der Winterzeit, wenn die Bienen nicht mehr so oft ihren Bau verlassen, kann solch eine Durchfall-Epidemie verheerende Wirkungen für das Bienenvolk haben. Für mich als begeisterter Ayurvedi war diese Aussage ein „eye-opener“. In der Ayurvedalehre wird der herbe Waldhonig nämlich vor allem zur Ausleitung von Kapha empfohlen, er wirkt auskratzend und Gewebe abbauend. Na, und wenn schon die Bienchen vom Waldhonig Durchfall bekommen, dann ist es sehr verständlich dass er im menschlichen Organismus alle drei Doshas verringert und auf das Gewebe abbauend wirkt. Deshalb ist der Waldhonig auch für Kapha-Menschen das empfohlene Süssmittel und wird sogar zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Die reduzierende Wirkung entfaltet sich vor allem dann, wenn der Honig in warmem Wasser gelöst getrunken wird.
Honig als Heilmittel
Schon im alten Ägypten wurde Honig als flüssiges Gold verehrt und Hippokrates verwendete Honig zur Wundheilung. Honig wirkt antiseptisch, blutstillend und stärkt die Abwehr. Er hilft gegen Schlaflosigkeit und Nervosität, bei Verstopfung, und kranken Bronchien. Auch bei Heuschnupfen ist der verzehr von regionalem Honig ein bewährtes Volksheilmittel. Denn durch den regionalen Honig gewöhnt sich der Körper nach und nach an die Pollen aus der Umgebung und wirkt so als natürliches Mittel gegen den Heuschnupfen.
In diesem Blog-Post findet ihr ein Rezept für einen ayurvedischen Schlummertrunk, natürlich mit Honig gesüsst.
Honig im Ayurveda
Im Ayurveda werden Milch, Butter und Honig als „heilige Lebensmittel“ bewertet und zu Heilzwecken eingesetzt. Die Kombination von Butter/Ghee und Honig zu gleichen Teilen und zur gleichen Zeit gegessen, wirkt allerdings toxisch d.h. es wird „Ama“ (Giftstoffe, Schlacken) gebildet.
In den klassischen Ayurveda-Texten wird Honig als „auswurffördernd“ beschrieben, er ist gut für die Stimme und hilfreich bei Husten und Asthma. Zudem ist Honig gut für die Struktur und Färbung der Haut. Honig wirkt agni-anregend (verdauungsfördernd) und wegen seiner kühlenden Eigenschaften wird er auch oft bei lokalen Verbrennungen als Akutmittel eingesetzt.
Obwohl Honig süss schmeckt hat er eine zusammenziehende und auskratzende Eigenschaft und bringt das Kapha im Körper in Balance. Dies hängt jedoch sehr von der Art des Honigs ab und so wie bereits vermeldet wirkt der herbe Waldhonig am stärksten auf Kapha.
Im Ayurveda ist der Honig eine sehr beliebte Trägersubstanz für andere Heilmittel denn er besitzt die aussergewöhnliche Eigenschaft dass er die Wirkung anderer Substanzen potenziert und bis tief in die Gewebestruktur wirken kann.
Mein geliebter Honig, er ist und bleibt für mich ein süsses Wunder! Danke an alle fleissigen Bienen und an “Wabe 3” für euren innovativen Einsatz und den netten Empfang!
SAFE THE DATE: am 20. Juni 2015 findet ein “Tag der offenen Bienenkästen” im GZ Riesbach in Zürich statt. Mehr Info’s dazu findet ihr hier.
FILMTIPP: “MORE THAN HONEY ist kein weiterer Film über das Medienereignis Bienensterben. Es geht um das Leben, um Menschen und Bienen, um Fleiss und Gier, um Superorganismen und Schwarmintelligenz.”
Liebe Daniela,
sehr spannend, Dein Bericht über die Bienen! Ich habe im Urlaub einen Bericht über http://www.deutschland-summt.de gelesen.
Die Website ist bestimmt auch für Dich interessant.
Grüße aus dem Norden! Maria
Liebe Maria, danke für den Tip. Die Seite sieht sehr toll aus und bietet viele Info’s – merci und lieber Gruss zurück, Daniela